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Die Blaue Bibliothek erhebt sich wie ein stiller Wächter über den glitzernden Kanälen von Kerodesh, der sagenumwobenen Stadt, die selbst Legenden in den Schatten stellt.
Die Blaue Bibliothek von Kerodesh ist das pulsierende Herz der Nebellande – ein Ort, an dem Wissen und Geheimnisse verschmelzen. Ihre endlosen Hallen, erfüllt vom Flüstern alter Pergamente, bewahren das gesammelte Erbe vergessener Zeitalter. Doch die Bibliothek ist mehr als ein Archiv: Sie lebt, verändert sich und offenbart ihre Mysterien nur jenen, die ihrer würdig sind. Hier, wo die Realität selbst formbar scheint, beginnt jede Suche nach Wahrheit – und jeder Schritt birgt das Versprechen von Erkenntnis und Gefahr.
Das Herbarium der Nebellande ist eine vielseitige Sammlung, die allen Teilnehmern unserer Kampagne zur Verfügung steht. Es bietet eine Fülle von Informationen über die Pflanzenwelt der Nebellande und eröffnet die Möglichkeit, einheimische Kräuter und Pflanzen für die unterschiedlichsten Zwecke zu nutzen – sei es für Heilung, Magie, Handwerk, alchemistische Experimente oder als Bestandteil ritueller Bräuche. Unser Ziel ist es, nicht nur theoretische Grundlagen zu vermitteln, sondern auch praktische Anleitungen zu geben, wie Pflanzen erkannt und sinnvoll verwendet werden können. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Pflanzen, die in der Umgebung natürlich vorkommen, um eine möglichst eindringliche und zugängliche Nutzung zu gewährleisten. So könnt ihr die Schätze der Natur direkt in euer Spiel integrieren, ohne auf externe Verteilungen angewiesen zu sein.
Beifuß ist eine aufrechte, mehrjährige Pflanze, die bis zu anderthalb Meter hoch wächst. Ihre dunkelgrünen Blätter sind tief gefiedert und besitzen auf der Unterseite eine silbrig-weiße Behaarung, die sie im Wind schimmern lässt. Die Blüten, unscheinbar und blassgelb, stehen in dichten Rispen und erscheinen von Hochsommer bis Herbst. Beifuß verströmt einen herben, würzigen Duft, der selbst in getrocknetem Zustand erhalten bleibt. Diese Pflanze ist unaufdringlich und doch mächtig – ein stiller Wächter an Wegesrändern und in wilden Gärten.
Beifuß gedeiht an kargen, nährstoffarmen Standorten und trotzt dabei sowohl Hitze als auch Trockenheit. Seine tiefreichenden Wurzeln verleihen ihm Stabilität, während er seine Samen mit dem Wind weit verbreitet. Der herbe Duft stammt von ätherischen Ölen, die nicht nur für ihre heilenden, sondern auch für ihre abwehrenden Eigenschaften bekannt sind.
Der Beifuß wird oft als „Schnuuzkraut“ bezeichnet und ist eine der ältesten Schutzpflanzen der Nebellande. Eine Legende erzählt von einer jungen Frau, die von Albträumen heimgesucht wurde. Ein weiser Kräuterkundiger riet ihr, ein Bündel Beifuß unter ihr Kopfkissen zu legen. Die Pflanze hielt die dunklen Schatten fern und schenkte ihr Klarheit in ihren Träumen. Seitdem gilt Beifuß als Hüter der Träume und als Brücke zwischen den Welten des Wachens und des Schlafens.
Beifuß ist ein vielseitiges Heilkraut. Sein Tee wirkt verdauungsfördernd und krampflösend, während ein Aufguss aus den Blättern die Durchblutung anregt und bei Muskelverspannungen hilft. Seine ätherischen Öle werden zur Behandlung von Erkältungen und zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt. Traditionell wird Beifuß auch bei rituellen Reinigungen und als Schutz vor bösen Einflüssen genutzt.
Dem Element Erde zugeordnet, gilt Beifuß als Pflanze der Reinigung und der Weissagung. Seine Blätter werden verräuchert, um böse Geister fernzuhalten und Visionen zu fördern. In magischen Kreisen wird Beifuß oft verwendet, um Schutzkreise zu ziehen oder um die Kraft eines Zaubers zu verstärken. Es heißt, ein Kranz aus Beifuß verleihe seinem Träger Mut und innere Stärke.
Neben seiner Rolle in der Heilkunde und Magie findet Beifuß auch in der Küche Verwendung. Sein würzig-bitterer Geschmack verleiht schwer verdaulichen Speisen wie fettem Fleisch eine besondere Note und macht sie bekömmlicher. In der Vergangenheit wurde Beifuß zudem in Schuhen getragen, um Wanderern Kraft zu verleihen und sie vor Müdigkeit zu bewahren. So bleibt diese Pflanze ein treuer Begleiter auf den Wegen der Welt.
Die Geschichte der Träume und des silbernen Wächters
In einem Dorf, das tief in den Nebellanden lag, lebte ein Mädchen namens Lira. Sie war von einer schier endlosen Müdigkeit gezeichnet, denn jede Nacht wurde sie von düsteren Träumen heimgesucht. Schattenhafte Gestalten jagten sie durch nebelverhangene Wälder, und schaurige Stimmen flüsterten Geheimnisse, die sie nicht verstehen konnte. Ihre Eltern suchten Hilfe bei den Heilkundigen, doch keine Medizin schien den Fluch von Lira zu nehmen.
Eines Tages kam ein Wanderer ins Dorf, der Kräuterbündel an seinem Gürtel trug und einen stillen, wachen Blick hatte. Die Eltern baten ihn, ihre Tochter zu heilen. Der Mann, der nur als Iren bekannt war, hörte sich ihre Geschichte an und nickte schließlich. „Eure Tochter hat den Ruf der Zwischenwelt vernommen“, sagte er, „doch sie ist zu jung, um die Schatten allein zu tragen. Es gibt eine Pflanze, die ihr Ruhe schenken kann.“
Iren führte die Familie zu einer kleinen Lichtung, wo silbrig-grüne Pflanzen in der Abendsonne glitzerten. „Das ist Beifuß“, erklärte er. „Er schützt die Seele, reinigt den Geist und weist dunkle Wesen in ihre Schranken.“ Er schnitt ein Bündel der Blätter ab, band sie zusammen und überreichte sie der Mutter. „Hängt dies über ihr Bett und legt ein kleines Bündel unter ihr Kopfkissen. Die Pflanze wird wachen.“
Noch in derselben Nacht bereitete die Mutter alles vor, wie Iren es gesagt hatte. Der würzige, bittere Duft des Beifußes erfüllte Liras Kammer, und als das Mädchen einschlief, waren ihre Träume anders. Statt Schatten sah sie leuchtende Gestalten, die sie an die Hand nahmen und durch grüne Wälder führten. Sie sprach mit den Bäumen und hörte das Rauschen von Flüssen, die sie noch nie gesehen hatte.
Am Morgen erwachte Lira ausgeruht und mit einem Lächeln. Die dunklen Träume kamen nie wieder, doch ihre neuen Träume waren so lebendig, dass sie begann, sie niederzuschreiben. Jahre später wurde sie eine bekannte Geschichtenerzählerin, deren Worte von Licht und Schatten sprachen – und von einem kindlichen Wächter, der über die Träume der Menschen wacht.
Seitdem erzählt man in den Nebellanden, dass Beifuß nicht nur Träume schützt, sondern auch die Tore zwischen den Welten öffnet, für jene, die bereit sind, ihren Geist zu weiten.
Alle Pflanzen unseres Herbariums stehen euch als Download zur Verfügung. Ihr könnt die detaillierten Beschreibungen, Geschichten und Illustrationen frei nutzen, eurer Sammlung hinzufügen oder sie mit anderen teilen. Wir freuen uns, wenn ihr uns als Quelle nennt, damit noch mehr Menschen den Schatz der Nebellande entdecken können. Viel Freude beim Stöbern und Erkunden!