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Die Blaue Bibliothek

Die Blaue Bibliothek erhebt sich wie ein stiller Wächter über den glitzernden Kanälen von Kerodesh, der sagenumwobenen Stadt, die selbst Legenden in den Schatten stellt.

Die Blaue Bibliothek von Kerodesh ist das pulsierende Herz der Nebellande – ein Ort, an dem Wissen und Geheimnisse verschmelzen. Ihre endlosen Hallen, erfüllt vom Flüstern alter Pergamente, bewahren das gesammelte Erbe vergessener Zeitalter. Doch die Bibliothek ist mehr als ein Archiv: Sie lebt, verändert sich und offenbart ihre Mysterien nur jenen, die ihrer würdig sind. Hier, wo die Realität selbst formbar scheint, beginnt jede Suche nach Wahrheit – und jeder Schritt birgt das Versprechen von Erkenntnis und Gefahr.

Das Herbarium der Nebellande ist eine vielseitige Sammlung, die allen Teilnehmern unserer Kampagne zur Verfügung steht. Es bietet eine Fülle von Informationen über die Pflanzenwelt der Nebellande und eröffnet die Möglichkeit, einheimische Kräuter und Pflanzen für die unterschiedlichsten Zwecke zu nutzen – sei es für Heilung, Magie, Handwerk, alchemistische Experimente oder als Bestandteil ritueller Bräuche. Unser Ziel ist es, nicht nur theoretische Grundlagen zu vermitteln, sondern auch praktische Anleitungen zu geben, wie Pflanzen erkannt und sinnvoll verwendet werden können. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Pflanzen, die in der Umgebung natürlich vorkommen, um eine möglichst eindringliche und zugängliche Nutzung zu gewährleisten. So könnt ihr die Schätze der Natur direkt in euer Spiel integrieren, ohne auf externe Verteilungen angewiesen zu sein.

Brennnessel

Urtica dioica

Die Brennnessel ist eine robuste und vielseitige Pflanze, die sich an beinahe jedem Ort entfaltet, an dem der Boden reich an Nährstoffen ist. Die Große Brennnessel wächst bis zu anderthalb Meter hoch, ihre Blätter stehen paarweise gegenüber, sind grob gesägt und dunkelgrün mit einem silbrigen Schimmer. Ihre Oberfläche ist dicht mit Brennhaaren bedeckt, die bei der geringsten Berührung brechen und ein brennendes Sekret freisetzen. Diese scheinbare Wehrhaftigkeit schützt ein Inneres voller Nährstoffe und Heilkräfte, das sich nur jenen offenbart, die ihre Furcht vor den Schmerzen überwinden.

Wuchs und Geheimnisse der Natur

Die Pflanze bevorzugt sonnige Standorte und gedeiht besonders gut an Waldrändern, Wegrändern oder auf brachliegenden Feldern. Sie gehört zur Familie der Brennnesselgewächse und vermehrt sich über Samen sowie durch kräftige, kriechende Wurzeln, die tief in den Boden greifen. Junge Triebspitzen und Blätter sind essbar, ebenso die Samen und Blütenknospen, die eine reiche Nahrungsquelle darstellen.

Geschichten und Legenden

Die Brennnessel wird in den Nebellanden oft als „Kräutermaid der Wehrhaften“ bezeichnet. Eine alte Sage erzählt von einem jungen Krieger, der schwer verwundet in einer Schlacht fiel. Seine Kameraden ließen ihn in einem Tal zurück, doch dort wuchs eine mächtige Brennnessel. Von Hunger und Schmerz getrieben, aß der Krieger ihre Blätter, ungeachtet des brennenden Schmerzes auf seiner Zunge. Ihre heilende Kraft vertrieb das Fieber, ihre Samen stärkten seine Kräfte, und er kehrte mit dem Mut der Pflanze in die Schlacht zurück. Seither gilt sie als Symbol für Tapferkeit und Überleben in schwersten Zeiten.

Kraft und Heilkunst

Die Brennnessel wirkt entgiftend, entwässernd und blutreinigend. Sie stärkt den Körper bei Erschöpfung, hilft gegen Blutarmut und wirkt entzündungshemmend bei Darmerkrankungen. Ein Tee aus ihren Blättern lindert Beschwerden der Harnwege und beugt Erkrankungen der Nieren und Blase vor. Ihre Samen sind eine Quelle von Vitalität und wurden oft bei Schwäche oder für besonders anstrengende Vorhaben eingenommen. Ihre Anwendung erfordert jedoch Geschick: Nur junge, frisch geerntete Blätter sind roh genießbar.

Magie und Alchemie

Die Brennnessel wird dem Element Feuer zugeordnet und ist ein Sinnbild für Reinigung und Erneuerung. Ihr brennendes Sekret gilt in der Alchemie als Symbol für die Läuterung des Körpers und der Seele. Als Schutzpflanze wurde sie an Türen oder Fenstern aufgehängt, um böse Geister fernzuhalten, oder verräuchert, um das Haus von Negativem zu befreien. Ihre Samen, in kleinen Beuteln getragen, sollten dem Träger Stärke und Standhaftigkeit verleihen.

In Zeiten der Not rettete die Brennnessel viele vor dem Hungertod, sei es in Suppen, Tees oder als Gemüse. Ihre Fasern wurden zu Stoffen verarbeitet, die robust und langlebig waren – ideal für einfache Kleidung oder Netze. Noch heute wird sie als natürlicher Dünger geschätzt: Eine Jauche aus ihren Blättern stärkt das Wachstum anderer Pflanzen und schützt sie vor Schädlingen. Die Brennnessel ist eine Pflanze der Vielseitigkeit, die sich selbst in Widrigkeiten behauptet und von jenen, die sie schätzen, mit reichem Segen antwortet.

Die Geschichte der tapferen Maid und der Brennnessel

In einer Zeit, da die Nebellande von Furcht und Chaos beherrscht wurden, lebte eine junge Frau namens Alia in einem kleinen Dorf. Sie war keine Kriegerin, keine Heilerin, sondern eine einfache Bäuerin. Doch ihr Wille war stark, und ihre Entschlossenheit wuchs mit den Herausforderungen.

Eines Nachts fielen Räuber über das Dorf her. Alia verbarg sich mit den Kindern im Wald, während Flammen die Felder erhellten. Ihre Hände umklammerten eine alte Sense, doch sie wusste, allein konnte sie nichts ausrichten. Ihre Gedanken wanderten zu den Geschichten ihrer Großmutter, die oft gesagt hatte: „Wenn du keine Waffen hast, nutze die Natur – sie wird dich lehren.“

Im ersten Licht des Morgens durchstreifte sie den Wald und stieß auf ein großes Feld aus Brennnesseln. Ihre Blätter glänzten wie feine Rüstungen, und Alia erinnerte sich an die Worte ihrer Großmutter: „Brennnesseln belohnen die, die ihren Schmerz ertragen.“

Entschlossen schnitt sie die Pflanzen mit bloßen Händen. Der brennende Schmerz auf ihrer Haut brachte ihr Tränen, doch sie hielt durch. Aus den Pflanzen flocht sie Seile und spannte sie um die Eingänge des Hains, wo sich die letzten Dorfbewohner versteckt hielten. Den Boden bedeckte sie mit Brennnesseln, ihre Stiele verborgen unter Gräsern.

Als die Räuber kamen, stießen sie in die brennenden Barrieren. Ihre Schreie hallten durch den Wald, ihre Haut übersät mit schmerzenden Stichen. Verzweifelt versuchten sie, die Pflanzen zu durchbrechen, doch Alia und die Dorfbewohner nutzten den Moment. Sie griffen an, schwangen Sensen und Stöcke, und die Räuber, geschwächt durch die Qual, flohen in die Wälder.

Seit jenem Tag ehrte das Dorf die Brennnessel als Retterin und schützte sie in den Wäldern. Alia aber galt als Heldin, deren Mut aus der Kraft der Natur selbst erwuchs.

Alle Pflanzen unseres Herbariums stehen euch als Download zur Verfügung. Ihr könnt die detaillierten Beschreibungen, Geschichten und Illustrationen frei nutzen, eurer Sammlung hinzufügen oder sie mit anderen teilen. Wir freuen uns, wenn ihr uns als Quelle nennt, damit noch mehr Menschen den Schatz der Nebellande entdecken können. Viel Freude beim Stöbern und Erkunden!

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